Ende November hat in Hamburg der Prozess gegen zehn mutmassliche Piraten aus Somalia begonnen, die im Frühling das deutsche Containerschiff «Taipan» überfallen hatten. Der Journalist Michael Kneissler – ein ausgewiesener Kenner der Szene – äussert sich im Interview kritisch zum halbherzigen Versuch der internationalen Gemeinschaft, die Piraterie zu stoppen.
Herr Kneissler, im Frühling wurden zehn Männer von einer Spezialeinheit der niederländischen Marine (UIM – Unit Intervention Marines) an Bord der Taipan überwältigt und festgenommen. Nun stehen sie in Hamburg vor Gericht. Sind diese Männer Täter oder Opfer? Sie sehen aus wie Opfer in ihren viel zu weiten Jogging-Anzügen. Aber das ist Prozesstaktik. Tatsache ist, dass sie in flagranti und schwer bewaffnet waren, als sie überwältigt wurden.
Was war das Ziel des Überfalls? Somalische Piraten haben ein kriminelles Geschäftsmodell entwickelt, das aus Geiselnahme und Erpressung besteht. Im Gegensatz zur klassischen Seeräuberei rauben sie nicht das Schiff aus, sondern entführen es mit Mann und Maus und geben es erst gegen die Zahlung von Lösegeldern wieder frei. Deutsche Geiseln sind wie ein Sechser im Lotto – dafür bekommt man viel Geld und mit Ärger wie bei den Franzosen ist kaum zu rechnen. Die schicken schon mal Spezialeinheiten an Land und knöpfen sich die Täter vor. Das höchste Lösegeld, das bisher bezahlt wurde, betrug 9,5 Millionen Dollar.
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